Geschichte der Fanfarenspielleute
Allgemeine Geschichte der Fanfarenzüge
Fanfarenzüge entstanden aus einer sehr langen Tradition heraus. Diese beginnt wohl im ersten Jahrtausend vor Christus bei den Etruskern, die auf ihren Eroberungs- und Seefahrten begannen, sich mit Hilfe von Fanfaren ähnlichen Instrumenten Signale über weite Entfernungen (z.B. von Schiff zu Schiff oder Berg zu Berg) zu übermittelten.
Zu Beginn des Mittelalters gewannen die Fanfarenklänge immer mehr an Bedeutung. Sie signalisierten der Bevölkerung den Start von Turnieren und feierlichen Anlässen, die Durchführung von Gottesdiensten und riefen zum Kampf. Auch wurden die musikalischen Begleiter genutzt, um Krönungen und Siegestriumphzüge zu begleiten.
Es kam in der mittelalterlichen Geschichte oft zu Kameradschaften von “Feldtrompetern und Heerpaukern”. Sie durchreisten als so genannte “Fahrende” alle Herrenländer. Besonders zu Kriegszeiten wurden die Vereinigungen an Fürstenhöfen und in freien Reichsstädten als Unterstützung der Soldaten angestellt. Diese Kameradschaften entfalteten sich besonders im Rittertum des 12. und 13. Jahrhunderts.
Durch ihr enorm wachsendes Ansehen bei der Bevölkerung und dem Adel entwickelte sich aus ihnen ein völlig neue Berufsform. Dies hat unter anderem auch die Entstehung von Zünften zur Folge. 1462 erteilte Kaiser Maximilian den Fanfarenbläsern verschiedene Rechte und zählte bis zu zwölf fest angestellte Musiker zu seinem Hofstaat.
Unter Kaiser Karl wurden die Bläser den Offizieren der Armee gleichgestellt. Sie erhielten die Erlaubnis, Federn an ihren Hüten zu tragen und bekamen prunkvolle Gewänder. Die Hoftrompeter begleiteten so bis zum Ende des 17. Jahrhunderts ihre Fürsten.
Leider änderte sich die Situation dann im Jahre 1713. Friedrich Wilhelm I schaffte zu dieser Zeit den Prunk der Trompeter ab. Unter ihm bekamen sie die Aufgabe, als Signalbläser in der Kavallerie zu dienen, was später sogar den Zerfall der Zunft der “Feldtrompeter und Heerpauker” zur Folge hatte.
Heute begleiten Fanfaren- und Spielmannszüge, wie in den Jahrhunderte zuvor, Festumzüge und Feierlichkeiten.
Wir hoffen, dass das Traditionsbewusstsein der Menschen dafür Sorge tragen wird, dass diese Vereine auch in weiter Zukunft noch ihre Daseinsberechtigung haben werden.
(Quelle: “Verband der Südwestdeutschen Fanfarenzüge”)
Geschichtliche Entwicklung der Fanfare
Die Fanfare gehört zur Familie der Trompeteninstrumente und ist eines der ältesten Instrumente überhaupt. Ähnliche Blechblasinstrumente verwendeten schon die Ägypter um 1400 v.u.Z., die Hebräer, die Griechen, die Römer, die Germanen, die Inder und Chinesen für religiöse Kulthandlungen und kriegerische Zwecke. Diese ersten Blasinstrumente waren meist langgestreckt (bis 2 Meter), hatten noch kein ausgeprägtes Mundstück und einen rauhen, schreienden Klang. Bronze und Silber waren die gebräuchlichsten Metalle, aus denen sie gegossen wurden.
Bei den Griechen war Fanfare blasen sogar olympische Disziplin wegen der schnellen Nachrichtenübermittlung.
Während der Kreuzzüge (1100-1400) gehörten die reichverzierten Trompeten der sarazenischen Militärkapellen zum begehrten Beutegut der Europäer, und bald verbreitete sich die Trompete an den europäischen Fürstenhöfen. Man lernte, Trompeten aus dünnwandigem Blech herzustellen und zu biegen. Aus der langgestreckten, unhandlichen Trompete wurde die bis heute erhaltene Bügeltrompete (Fanfare).
Gleichzeitig verbesserte sich der Klang der Trompete wesentlich. Wegen ihres heroischen, schmetternden Klanges wurde die Trompete (Fanfare) zum Symbol der Macht und Stärke von Fürsten und Königen. An den Adelshöfen wurden Trompetenkorps gebildet, die zu allen wichtigen Anlässen festliche Musik spielten. In Kriegszeiten war die Trompete (im Zusammenspiel mit Pauken) das Instrument, welches der Kavallerie vorbehalten war. Die Infanterie musste sich mit Flöten, Hörnern und Trommeln begnügen.
Im 16. Jahrhundert entwickelten die Trompeter die Blastechnik bis in die höchsten Lagen der Trompete. Damit fand die Trompete als Soloinstrument im Zusammenspiel mit Streichern oder der Orgel Eingang in die Kunstmusik.
Mit der Erfindung der Ventile um 1817 wandelte sich die Naturtrompete (Fanfare) zur Ventiltrompete mit mehr Spielmöglichkeiten. Die Fanfare wurde aber weiterhin vor allem in Militärorchestern verwendet. Doch auch berühmte Opernkomponisten wie Wagner und Verdi verwendeten Fanfaren für besonders festliche Szenen auf der Bühne.
Nach dem Muster der Trompetenkorps der Militärkapellen bildeten sich Vereine (Fanfarenzüge) zur Pflege der Fanfarenmusik. Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges waren Fanfarenzüge in Deutschland vorrangig in der bekannten heraldischen Form vertreten (Es-Fanfaren und Landknechtstrommeln oder Pauken).
Nach Ende des zweiten Weltkrieges und der Teilung Deutschlands verlief die Entwicklung der Fanfarenzüge in den beiden deutschen Staaten unterschiedlich. In der ehemaligen BRD entwickelten sich ab den 50er Jahren ein Großteil der Fanfarenzüge zu den heute stark verbreiteten Naturtonfanfarenorchestern, die verschiedene Blechblasinstrumente auf Naturtonbasis (Instrumente ohne Ventile) verwenden. In den alten Bundesländern sind heute noch zahlreiche historische Fanfarenzüge in der heraldischen Form zu finden, die auf den bekannten Es-Fanfaren und Landknechtstrommeln spielen.
In den heutigen neuen Bundesländern vollzog sich die Entwicklung in anderen Bahnen. Die bekannte Form des heraldischen Fanfarenzuges wurde um die Marschtrommel und andere Schlaginstrumente erweitert. Im Rahmen der Weltfestspiele 1973 in Berlin, hielt die heute weitverbreitete B/Es-Umschaltfanfare Einzug in die Fanfarenzüge der DDR und löste dort langsam die traditionelle Es-Fanfare ab. Diese neue Fanfare erweiterte das bisher bekannte Klangbild und eröffnete den Fanfarenzügen neue Möglichkeiten durch reine B-Märsche und kombinierte B/Es-Titel. Heute ist die B/Es-Umschaltfanfare das gebräuchlichste Fanfareninstrument in den neuen Bundesländern.
Fanfarenzug
Ein traditioneller Fanfarenzug ist eine Musikgruppe, deren Musiker Naturtrompeten und Landsknechtstrommeln spielen. Aufgrund der fehlenden Ventile werden bei Naturtrompeten die einzelnen Töne ausschließlich mit den Lippen produziert; daher ist nur die so genannte Naturtonreihe spielbar. So sind die klassischen Instrumente der Fanfarenzüge natürlich die Naturtontrompeten (=Fanfaren) und die Hochtrommel.
Hochtrommel
Die Hochtrommel (auch Tom-Tom genannt, früher als Landknechtstrommel bekannt) ist min. 30cm hoch und hat ein Schlagfell und auf der gegenüberliegenden Seite ein Resonanzfell. Ihr Klang ist sehr tief und dumpf und oft kilometerweit zu hören.
Flachtrommel
Wird bei vielen auch Snares genannt. Die Snares haben unter dem Resonanzfell noch Schnarrbänder, welche für den typischen hellen Trommelklang sorgen.